Die jod- und schwefelhaltigen doppelt kohlensauren Natronquellen zu Krankenheil bei Tölz in Oberbayern : physikalisch, chemisch und therapeutisch dargestellt / von Gustav Höfler.

  • Höfler, Gustav.
Date:
1856
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die jod- und schwefelhaltigen doppelt kohlensauren Natronquellen zu Krankenheil bei Tölz in Oberbayern : physikalisch, chemisch und therapeutisch dargestellt / von Gustav Höfler. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.

    26/30 (page 24)
    243 Die schüchterne, selir ängstliche und recht leidende Toliii, M'elche Ihnen diese Zeilen überbringt — schreibt mir Geheimerath Dr. Mayer unterm 16. Juli 1854 — ist 21 Jalu-e alt, war schon in der Kindheit sclnvächlich, wurde im 13. Jahre vom Weichselzopf befallen, im 14. Jahre menstruirt, und war von diesei' Zeit an gesünder. Doch litt sie häufig an sehr lästigen Urinbesclnverden und Halsentzün- dungen. Im 15. Jahre erkrankte sie an einem schweren Nervenfiebei- und blieb dann Uä zu ihrer Verlieiralliung, welche vor 3 Jahren Cmit 18 Jahren) slaüfand, im Ganzen gesund, war regelmässig menstruirt, immer heiter und fröhlich, und führte im All- gemeinen ein regelmässiges Leben. Etwa 3 ^Vüchen nach der Verhciratiiung trat unter henigen Schmelzen ein pro- fuser Blutverlust ein, welcher von ihrem Arzte einem Abortus zugeschrieben wurde^ Von dieser Zeit an blieb die junge Frau leidend, wurde namentlich wieder mehr von Urinbeschwerden, Unterleibschinerzen, profuser Blennorrhoe belästigt und nicht wieder schwanger. .., i ..^ Die verschiedenartigste Behandlung, Blutentziehungen, Jodmiltel, Wildungen u. s.m . blieben ohne Erfolg; das Leiden verschlimmerte sich vielmehr so, dass die Kranke 13 Wochen hindurch das Bett hüten musste und sich endlich entschloss, meinen Rath hier in Berlin Mitte März d. J. einzuholen. .; , ^ Bei dem ersten Examen theilte mir die Kranke mit, dass die Jlcnslruafion 5 —G Tage mit Kreuz- und Leibschmerz andauere; ihr folge profuse Blennorrhoe iiüt Pruritus pudendorum. Sie klagte über fortwäiirende Schmerzen im Bauche zwischen Schooss und Nabel, ebenso im iMastdarme; über Schmerzen im Leibe und in den Weichen, über Schmerzen beim Niedersitzen. Dabei war der Appetit gut, die Stuhlausleerungen erfolgten durch Arznei; doch hatte sie öfter Magendrücken; die Urinbeschwerden Cbaufiger Drang zum Uriniren) waren Abends am lästigsten; der Schlaf war gut; die Kranke war leicht aufgeregt, heftig, verstimmt, fühlte sich angegrilTen, schwach, und wurde leicht von Zittern befallen. Bei der Untersuchung fand ich den Bauch gespannt, besonders die Lebergegend schmerzhaft, die Vaginalportion lief, derb, schmerzhaft, den Uterus etwas nach vorne geneigt, sehr schmerzhaft; neben dem Uterus nach hinten und rechts eine >Yeiche rundliche Geschwulst von der Grösse eines Hühnereies, vom Rectum aus auch deutlich zu fühlen und sehr schmerzhaft; die Lippen sehr hyperämisch, excorirt;, dickes, gelbliches Secret aus ihnen Iiiessend, Ich nmsste hienach chronische MetrUis und Oophoritis diagnosticiren. Bei der von mir eingeleiteten Behandlung durch örtliche Blutentziehungen, ört- liche Anwendung einer Solutio kali jodati, durch Injectionen, Bäder, milde ausleerende Mittel, Vcsicatoricn etc. besserten sich alle Beschwerden; die Schmorzhafligkeit des Uterus, der Tumor ovarii dexteri verschwand; die Kranke Avar glücklich und sollte, weil sie sehr heruntergekommen war, zur Stärkung nach Franzensbad abreisen, als sie im Juni, wahrscheinlich in Folge von Verkältung, von einer Unlei'leibscnlziindung befallen wurde, wobei Leber, Uterus und rechtes Ovarium vorzugsweise belhciligt erschienen. Sie war recht ernstlich krank und als endlich nach mehreren Wochen Entzündung und Fieber nachliessen, fand ich ausser der allgemeinen Schwäche eine Geschwulst im Becken zurückgeblieben, welche wie eine runde Kugel über dem rech- ten horizontalen Aste des Schambeines, 4 Finger breit, zu fühlen war, und anfangs für das vergrösserte rechte Ovarium von mir gehalten wurde. Ich überzeugte mich aber durch die Sonde, dass es der hyperlrophirte Uterus ist. Dies veranlasste mich, die Kranke nach Krankenheil zu schicken. — Am 20. Juli kam die junge Frau hier an. Sic war so leidend und schwach dass der Conducteur des EÜwagens fürchtete, sie gäbe unterwegs ihren Geist auf. Ihr Gang war schwankend und höchst mühsam, das Sitzen machte ihr noch giösserr Beschwerden. Ich gedachte vor Allem ilircn herabgekommenen Organismus zu stärken und