Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer.

Gussenbauer, Carl, 1842-1903.

Date:: 1880

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Die traumatischen Verletzungen / von Carl Gussenbauer. Source: Wellcome Collection.

313/344 (page 289)

Sie kommen in der Regel im Gesichte, an der Schulter und an den oberen Extremitäten vor, weil eben diese Theile von dem Pferde am leichtesten erreicht werden. Die Pferdebisse sind verhältnissmässig leicht zu erkennen an den in zwei krummen Linien angeordneten Eindrücken ihrer Schneidezähne, die mit ihrer Concavität einander zugekehrt sind und eine mehr minder breite normale Hautfläche umschreiben. Die Eindrücke stellen bläulich verfärbte und excoriirte Flecke dar, die zwischen sich noch eine kleine Partie gesunder Haut erkennen lassen. Nur einer oder der andere Schneidezahn ist tiefer eingedrungen, so dass auch das Corion verletzt ist. So findet man den Pferdebiss, wenn das Pferd, wie es in der Regel geschieht, die Haut fasst und, ohne dieselbe zu zerren oder zu kauen, einfach einige Zeit festhält und dabei die Schneidezähne zu- sammenpresst. War die Compression nur eine leichte und von kurzer Dauer, so sind die Flecke rothblau. Wurde die Haut aber längere Zeit (mehrere Minuten) stark zuzammengepresst, wie mehrfach erwähnt wird, so sind sie grauweisslich, blutleer, pergamentartig trocken. In letzterem Falle ist die Necrose manifest. Seltener kommen durch den Pferdebiss Risslappenwunden zu Stande, in der Regel wohl dadurch, dass der Gebissene durch eine rasche abwehrende Bewegung selbst die Zerreissung veranlasst. Ich sah selbst zwei Individuen, die einen grossen Theil der Wangenhaut auf diese Weise durch Pferdebiss verloren hatten. Follin erwähnt eines Falles, in welchem er den Vorderarm amputiren musste, weil die Gefässe quer durchtrennt waren. Die Bisswunden sind sehr schmerzhaft, sie bluten wenig und haben sehr häufig Gewebsnecrose zur Folge. Unter den consecutiven Zufällen sind mehrfach progrediente Phleg- monen, consecutive Gangrän und deren allgemeine Folgen und Tetanus verzeichnet. Die Diagnose der Bisswunden ergibt sich aus den angeführten Kennzeichen. Ihre Prognose richtet sich nach dem Grade und der Ausdehnung der Quetschung. Ihre Behandlung muss hach den für die Quetschwunden auf- gestellten Grundsätzen erfolgen. Von den Bisswunden wuthkranker Thiere wird anderswo die Rede sein. Cap. III. Die unreinen Wunden. §. 177. Indem ich den Begriff „unrein“ in seiner eigentlichen Bedeutung auffasse, die (nebenbei gesagt) auch die ursprüngliche war, muss ich folgerichtig alle Wunden, gleichgiltig, wie sie entstanden sind, zu den unreinen zählen, wenn sie auf irgend eine Weise ver- unreinigt sind, id est Stoffe enthalten, die dem Organismus fremd sind. Es gibt demnach reine und unreine Schnitt-, Quetsch-, Riss- wunden etc. Diese Auffassung ist, ganz abgesehen von der Wort- Gussenbauer, Traumatische Verletzungen. X9