Nervendehnung, Neurektomie und Nervennaht : ein Beitrag zur Nervenchirurgie / von Dr. Hildebrandt.

  • Hildebrandt, Paul, 1850-
Date:
1884
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Credit: Nervendehnung, Neurektomie und Nervennaht : ein Beitrag zur Nervenchirurgie / von Dr. Hildebrandt. Source: Wellcome Collection.

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    II. Neurotomie und Neurektomie. Ungleich älter als die Nervendehnung ist das Durchschnei- den der Nerven und das Herausnehmen eines Stückes aus der Continuität derselben. Marechal, der Wundarzt Ludwigs XIV., führte sie zuerst aus zur Beseitigung einer Trigeminusneuralgie. Ob sie sich aber neben jener halten werden? Wir haben oben gesehen, dass die Nervendehnung indicirt ist bei Sensibilitäts- störungen peripherischen Ursprungs, bei motorischen nur, wenn sie mit Sensibilitätsstörungen verbunden sind. Genau dieselbe Indication wird von jeher für Neurotomie und Neurektomie auf- gestellt, nur beschränkt sich ihr Gebiet auf Kopf und Rumpf, während sie an den Extremitäten nur bei Tetanus gestattet war, natürlich mit Opferung der Motilität der betroffenen Mus- keln. Wir werden daher nicht fehlgehen, wenn . wir die Neu- rektomie (denn von der Neurotomie können wir füglich absehen) in die Reserve stellen. Zuerst wird nach dem Versuch, den Causalindicationen durch innere und äussere Mittel zu genügen, die Nervendehnung vorangeschickt; schlägt sie fehl, so haben wir als ultima ratio die Neurektomie in Verbindung mit der Dehnung des centralen Theiles. Wie ich oben schon kurz an- deutete, ist fast jedesmal unbewusst die Nervendehnung neben der Neurektomie gemacht worden. Um aus dem Infraorbitalis an seinem Austritt aus dem Foramen infraorbitale ein Stück zu excidiren, musste er hervorgezogen werden, ebenso der Mentalis am Foramen mentale. Beim Durchschneiden des Nervus infra- maxillaris im Canalis inframaxillaris wurde jener emporgehoben, was doch auch nur mit einer Dehnung geschehen kann. Wenn Sedillot*) nach Beaus Methode par extraction den Nervus mentalis mit einem Häkchen nach Eröffnung des Unterkiefer- kanals zerreisst, so hat er gewiss eine recht gewaltsame Deh- nung gemacht. J. Kühn**) giebt gelegentlich des Durchschnei- dens des N. inframaxillaris vor dem Eintritt in den Unterkiefer- kanal an, dass, wenn der Nerv sichtbar ist, man ihn mit einem Haken ergreift, ihn stark nach unten zieht und zuerst soweit als möglich nach oben und dann dicht am Eintritt in den Kie- ferkanal abschneidet, also ebenfalls Dehnung des centralen Theiles. Bei Luschkas Neurektomie des Lingualis wird dieser mit einem stumpfen Schielhaken hervorgezogen, also auch gedehnt. Dasselbe gilt vom Verfahren Lückes bei der Neurektomie des Inframa- xillaris. A.Wagner***) durchschneidet den straff, gespannten Infraorbitalis. Tage Hansenf) machte neben der Neurekto- *) Gazette des hopitaui 1853, p. 424 und 1854, p. 102. **) Archiv für physiologische Heilkunde 1859, No. 5, Bd. II, p. 226. ***) Archiv für kliaische Chirurgie 1869, Bd. XI, p. 67. t) Hospitals Tidende, Bd. V, p. 45. 1878.