Lehrbuch der klinischen Untersuchungsmethoden / von Richard Geigel und Fritz Voit.

Date:
1895
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Credit: Lehrbuch der klinischen Untersuchungsmethoden / von Richard Geigel und Fritz Voit. Source: Wellcome Collection.

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    Die Bewegungen des Herzens sind bei den meisten Gesunden schon in der Ruhe, wenn nicht starkes Fettpolster vorhanden ist, an einer leichten Vorwölbung im V. linken Intercostalraum mnerhalb der Mamillarlinie zu erkennen. Bei aufgeregter Herzthätigkeit, sowie unter patholoo-ischen Verhältnissen kann die Brustwand in der Ausdehnung von 2 oder 3 Intercostalraumen erschüttert werden. Man fasst nicht nur die Ausbreitung des „Herzchocs ins Auge, namentlich wie weit er nach links reicht und ob er auch noch unter der VI. Rippe zu sehen ist, sondern auch die Intensität desselben. Man bezeichnet die Grade desselben als verstärkt, erschütternd und dann hebend, wenn die Brustwand bei jeder Herzaction in weiterem Umfange vorgebaucht wird. Die Unterscheidung, ob die Vorwölbung systolisch oder diasto- lisch erfolgt, kann durch die Inspection allein nicht getroffen werden. Bemerkenswerthe Pulsationen können sich am Thorax finden, ge- trennt von Herzchoc bei Aneurysmen, am Hals an den Carotiden (starke Pulsation derselben heisst man Klopfen d. C.) und, was viel wichtiger ist, an den Venen. Ebenso müssen Pulsationen kleinerer Arterien, der Brachialis, Radialis, Temporaiis schon bei der ersten Ihspection registrhrt werden. Genaueres hierüber soll erst später gesagt werden. Abnorme Anschwellungen an Brust und Hals können durch Erkrankung der Weichtheile (Entzündung, Abscess, Tumoren, ge- schwollene Drüsen, Struma) bedingt sein. Am Thorax bringen be- deutende Ergüsse in die Pleurahöhle, Pneumothorax, gleichförmige Tumoren des Mediastinums und der Lunge örtliche, ungleichmässige Vorwölbung zu Stande. Ist die Herzgegend vorgetrieben (Herzbuckel, Voussure), so liegt eine sehr bedeutende Vergrösserung des Herzens selbst oder ein starker Erguss in den Herzbeutel vor. Am Rücken interessirt, abgesehen von der Gestalt der Wii-bel- säule, der Stand der Schulterblätter. Neben flügeiförmig abstehenden (Scapulae alatae) kommen zugleich hängende Schultern mit langem Hals vor als Theilerscheinung allgemeiner Abmagerung und Schwäche, ganz besonders bei Phthisis pulmonum in vorgerückterem Stadium; Schwäche des M. trapezoideus, der das Schulterblatt hebt und an den Stamm andrückt, verschuldet das Symptom. Im Gesicht ist Lebhaftigkeit des Mienenspiels und der Augen- bewegung Gegenstand der Beobachtung, geringfügige Ungleichheiten in der Action der Muskeln rechts und links kommen als „Angewohn- heiten wohl auch bei Gesunden vor, sind aber öfter wichtige Zeichen von Lähmung oder Krampf. An den Augen ist auch der Glanz der Bulbi von Wichtigkeit, der in fieberhafter Aufregung zunimmt, in er- schöpfenden Krankheiten abnimmt, ferner die Weite und Gestalt der Pupille und eventuell der Arcus senilis, eine ringförmige Trübung der Cornea in ihren periphersten Theilen. Diese Trübung ist Ausdruck gestörter Gewebsernährung, wie sie mit zunehmendem Alter in senilen Veränderungen der Gefässe bei jedem Organismus aufzutreten pflegt. Von grosser Bedeutung ist diese Erscheinung, wenn sie zu früh, schon in den dreissiger Jahren beispielsweise, sich deutlich bemerkbar macht, stets kann man dann auf eine beträchtliche Atheromatose schliessen. Starke Schlängelung der Arteria temporalis ist ebenfalls ein gutes Zeichen hiefür. Das Abdomen kann eingezogen, flach, wenig oder stark vor-