Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell.

Date:
1892
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    den lymphatischen Geweben des Darmes zu finden sind. Das Typhusgift (Bacillen oder Sporen) wird wahrscheinlich verschluckt, sei es direct mit dem Wasser oder mit verunreinigten Nahrungsmitteln, oder nachdem es durch Einathmung, durch zufälliges Verspritzen u. dgl. in die Mund- höhle gelangt ist. Wird es im Magen nicht zerstört, so dass es in lebens- fähiger Form in den alkalisch reagirenden Darminhalt übergeht, so findet es hier die Bedingungen zu seiner Weiterentwicklung, dringt zunächst in die Follikel und die PEYEß’schen Plaques ein und gelangt von hier weiter in die Mesenterialdrüsen, in den allgemeinen Blutstrom, in die Milz u. s. w. Wie bei den meisten anderen Infectionskrankheiten, hängt aber das Zustandekommen der Infection auch beim Typhus nicht nur von den äusseren Bedingungen, sondern auch von einer individuellen Disposition ab, für deren nähere Verhältnisse uns freilich bis jetzt jedes genauere Verständniss mangelt. Auch in den stärksten Typhusherden, wo die Gelegenheit zur Infection sicher eine allgemeine ist, bleiben manche Personen von der Krankheit verschont. Zweifellos ist der Einfluss, welchen das Lebensalter auf die Dis- position zur Erkrankung ausübt. Der Typhus ist vorzugsweise eine Krankheit der jugendlichen, kräftigen Personen im Alter von 15—30 Jahren. Im höheren Alter wird er auffallend seltener, wenngleich auch Erkrankungen von Sechzig- und Siebzigjährigen Vorkommen. Die früher oft betonte Immunität jüngerer Kinder gegen den Typhus beruht auf einer Verkennung der Krankheit. Kinder unter einem Jahre scheinen in der That nur ausnahmsweise befallen zu werden. Im Uebrigen kom- men Typhusfälle bei Kindern keineswegs selten vor. Ein besonderer Einfluss des Geschlechtes auf die Häufigkeit der Typhus-Erkrankung ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Psychische Erregungen und gröbere Diätfehler scheinen die Dis- position zur Erkrankung zu steigern. Andererseits hat man viele Um- stände angeführt, welche einen gewissen Schutz gegen den Typhus gewähren sollen, so namentlich die Schwangerschaft, das Wochenbett, andere, bereits bestehende Krankheiten (Tuberkulose, Herzfehler u. a.). Die meisten dieser Angaben erweisen sich bei ausgedehnter Erfahrung als ganz zweifelhaft. Sicher ist aber, dass das einmalige Ueberstehen eines Typhus einen ziemlich grossen (jedoch nicht vollständigen) Schutz gegen ein späteres, neues Befallenwerdeu von der Krankheit gewährt. Ueber das Zustandekommen dieser „Immunität“ haben die neueren bac- teriologischen Untersuchungen auch schon ein Verständniss angebahnt, obwohl natürlich Vieles hierbei noch unsicher ist. Am wahrschein- lichsten ist die Annahme, dass in dem Blutserum und in den Gewebs-