Volume 1

Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell.

Date:
1892
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Credit: Lehrbuch der speciellen Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten : für Studirende und Aerzte / von Adolf Strümpell. Source: Wellcome Collection.

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    raus, dass das Krankheitsgift — abgesehen von directen Verunreinigungen des Wassers — wahrscheinlich häufig erst aus dem Boden dem Brunnen- wasser zugeführt wird. Dies wird aber zumal dann leicht möglich sein, wenn die Brunnen in der Nähe von Senkgruben, Abtritten u. dgl., welche Typhusdejectionen enthalten, gelegen sind. Bei Epidemien, deren Aus- breitung durch das Trinkwasser bedingt zu sein schien, ist es neuerdings auch bereits einige Male gelungen, die Typhusbacillen in dem be- treffenden Wasser aufzufinden. Fassen wir den gegenwärtigen Standpunkt der Frage zusammen, so scheint uns die Ueberzeugung sich immer mehr und mehr Bahn zu brechen, dass überhaupt keine einzige „Theorie“ allen Thatsachen völlig gerecht werden kann und dass sehr verschiedene Möglichkeiten der In- fection in Betracht gezogen werden müssen. Abgesehen von der et- waigen Einathmuug des Giftes und dem Genüsse von inficirtem Trink- wasser können zuweilen wahrscheinlich auch Nahrungsmittel die Krank- heit übertragen. So ist man z. B. in England und vor Kurzem in Köln darauf aufmerksam geworden, dass die Ausbreitung des Typhus sich manchmal auf solche Personen beschränkte, welche ihre Milch aus einer und derselben Quelle bezogen. Hierbei ist aber nicht an eine Erkrankung der Milch gebenden Thiere, sondern an eine Verunreinigung der Milch oder der Milchgefässe durch beigemischtes Wasser u. dgl. zu denken. Dass Thiere an Abdominaltyphus erkranken können, ist, wie oben er- wähnt, überhaupt noch zweifelhaft. Est ist daher auch unsicher, ob-die nach dem Genuss von Fleisch kranker Kälber beobachteten Erkrankungen (z. B. die Epidemie von Kloten) wirklich zum Abdominaltyphus gehören, obgleich die hierbei vorkommenden pathologisch-anatomischen Verän- derungen nach Huguenin denen beim Abdominaltyphus sehr ähnlich sein sollen. Endlich erscheint es uns auch trotz des von manchen Seiten erhobenen Widerspruchs (s. o.) ganz sicher, dass Personen, welche unmittelbar mit den Dejectionen von Typhuskranken in Berührung kom- men, hierdurch der Gefahr einer Infection ausgesetzt sind. So erklärt es sich, dass Krankenpflegerinnen und Wäscherinnen, welche die mit den Ausleerungen beschmutzte Wäsche zu besorgen haben, verhältniss- mässig häufig von Typhus befallen werden. Durch beschmutzte Wäsche, Kleidungsstücke, Geräthe u. dgl. kann das Gift auch noch weiter ver- breitet werden. In fast allen Fällen scheint aber der Darm die eigentliche Ein- gangspforte für das typhöse Gift in den menschlichen Körper zu sein. Dies wird dadurch wahrscheinlich, dass die Typhusbacillen bei allen in frühen Stadien zur Section gekommenen Fällen vorzugsweise nur in