Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane / von Carl Schroeder.

  • Schroeder, Karl Ludwig Ernst, 1838-1887.
Date:
1886
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane / von Carl Schroeder. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University Libraries/Information Services, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the the Augustus C. Long Health Sciences Library at Columbia University and Columbia University.

    31/630 (page 17)
    Bei bestellender acuter Entzündung des Uterus und seiner un- mittelbaren Umgebung ist die Sondiruug am besten zu unterlassen, wenngleich eine sehr geübte Hand einen schonenden Versuch wagen kann, falls sie sich wichtige Resultate davon verspricht. Bei chroni- schen Entzündungen ist die Gefahr weit geringer, doch ist sie auch bei ihnen vorhanden und deswegen für gewöhnlich die Sondirung zu vermeiden. Immer muss man vor Allem festhalten, dass die Anwendung der Sonde am wenigsten Gefahren involvirt, wenn die Schleimhaut nicht verletzt und die Lage des Uterus durch sie nicht alterirt wird. Dass die Sonde bei bestehender Gravidität nicht angewendet werden darf, ist schon oben erwähnt. Es ist durchaus anzurathen, dass mau sich jedesmal, bevor man die Sonde in die Hand nimmt, fragt, ob nicht die Möglichkeit einer Gravidität vorliegt, und man muss wissen, dass diese Möglichkeit in vielen Fällen vorhanden ist, in denen die Präsumption dagegen spricht. Die Erfahrung, dass die Schwangerschaft, wenn das Ei nicht durchstossen wird, in der Re- gel durch eine schonende Untersuchung mit der Sonde nicht unter- brochen wird, darf nicht zur Entschuldigung leichtsinnigen Sondirens dienen. Wird die Sonde mit roher Gewalt ohne Schonung gebraucht, so können auch bei normalem Organ Blutungen und heftige Ent- zündungen die Folge sein, wenn auch Durchbohrungen der normalen Uteruswand durch die Sonde nur selten, am häufigsten noch bei der Provocation des Abortus, vorkommen.') Der normalen Wand muss man allerdings ausdrücklich sagen, da bei weichem, schlaffem Uterus, am häufigsten im Puerperium auch die ganz schonend eingeführte Sonde die matsche Wand des Uterus iperforiren und in die Bauch- höhle gelangen kann. Schon vor längerer Zeit haben die Fälle, in denen sich bei nicht ver- grössertem Uterus die Sonde sehr weit (15—20 Cm. tief) über den äussern Muttermund hinaus einführen lässt, die Aufmerksamkeit der Gynäkologen erregt. Zuerst haben Dune an 2) und Veit 3) derartige Fälle erwähnt; dann veröffentlichte Hildebrandt4) zwei Fälle, in denen er eine Son- dirung der Tuben als sicher annahm. Höning^) wies indessen nach, dass es sich um die Sondirung der seitlich abgehenden und am Lig. lat. 1) Petrequin und Foltz (Bulletin de l'Acad. de med. 34. p. 1253) theilen einen Fall mit, in dem die zum Abortiren eingeführte Sonde durch den Mutter- mund nach oben verschwunden war und schliessüch unter dem Nabel durch einen Einschnitt von den BaucHuecken aus extrahirt werden musste. 2) Edinb. med. Journ. June 1S56. 3) Krankh. d. weibl. Geschlechtsorg. IL Aufl. S. 258. 4) M. f. G. Bd. 31. S. 447. 5) Berl. klin. W. 1870. Nr. 16. Uandbuch d. spec. Pathologie n. Therapie. X. Bd. 7. Auflage. 2