M. sphincter ani zerstört durch eine Phlegmone : plastische Operation mit Hilfe der Mm. levatores ani und Mm. glutaei maximi, continentia ani / von K.G. Lennander.

  • Lennander, Karl Gustav, 1857-1908.
Date:
1899
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Credit: M. sphincter ani zerstört durch eine Phlegmone : plastische Operation mit Hilfe der Mm. levatores ani und Mm. glutaei maximi, continentia ani / von K.G. Lennander. Source: Wellcome Collection.

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    3. Oktober. Daf? llectalrohr -wurde herausgenonimen und 150 cem Öl wurden in das Kectum cingegossen. Pat. empfand sofort Stuhldrang, konnte aber das Öl zuriickhaltcn, das erst am folgenden Morgen abging, als Pat. nach Pulv. glyc. conipos. Entleerung hatte. 7. Oktober. Pat., der gut aß, seit am 3. Oktober die Nachwirkungen des Chloroforms aufgehört hatten, hat eine unruhige Nacht mit wenig Schlaf ge- habt. Heute schwitzt und friert er abwechselnd. Temperatur am Morgen 38,2°. Hie ganze Wunde über dem Os coccygis und dem Os sacrum, die vollständig per primam geheilt war, musste geöffnet werden. Unter der Haut fand sich schokoladenfarbiger, stinkender Eiter. Keine Suppuration in der Tiefe. Eine im wesentlichen Maße zu dieser oberflächlichen Eiterbildung beitragende Ursache dürfte der Umstand gewesen sein, dass Pat. gewöhnlich gerade auf dem Rücken lag und so die Hautwunde theils gegen das Sacrum und das Os coccy- gis gedrückt, theils die Haut unaufhörlich gegen die genannten Knochen verschoben wurde. Temperatur am Abend 38,3° (alle Messungen in der Achselhöhle). Pat. soll nun die Rückenlage vermeiden. 9. Oktober. Temperatur am Abend 37°, seitdem fortwährend afebril. 17. Oktober. Unter Behandlung, zuerst mit Itrolpulver und Glycerintampons, dann mit Airol und Glycerintampons hat sich die Wunde rasch gereinigt. Um die »neuen Schließmuskeln« zu üben, wurde heute mit Wassereingießungen in das Rectum begonnen. Dreimal täglich wurden 100 ccm Wasser eingespritzt, die Pat. zurückhielt, so lange er wollte. Unabhängig von diesen kleinen Wassereingießun- gen wurde die Stuhlentleerung durch milde Abführmittel und große Wasser- eingießungen geregelt. 24. Oktober. Pat. beginnt aufzustehen und umher zu gehen, unmittelbar nach- dem er seine kleinen Wassereinspritzungen bekommen hat, und er kann doch das Wasser zurückhalten. 25. Oktober. Gestern wurde mit elektrischer Behandlung begonnen, wobei die eine Elektrode theils über die unteren Theile der Glutaei maximi geführt, theils in das Rectum eingeschoben wurde. 3. November. Nunmehr täglich Darmentleerungen ohne Klystiere. Pat. hat während der letzten 2 Tage Besuche in der Stadt gemacht, wobei er trotz starker Gasauftreibung, wenn es nothwendig war, die Flatus zurückhalten konnte. Bei der elektrischen Behandlung nahm man mit einem in das Rectum eingeführten Finger deutliche Kontraktionen wahr, sowohl wenn die eine Elektrode in das Rectum eingeführt war, als auch dann, wenn man über die unteren Theile der Glutaei maximi strich. Statt Wassereingießungen von 100 ccm wurden später solche von 200 ccm gegeben, wie vorher 3mal täglich. 20. November. Seit 3 Wochen ist Pat. den ganzen Tag außer Bett gewesen. Die Behandlung mit kleinen Wassereingießungen und Elektricität ist die ganze Zeit dieselbe gewesen wie vorher. Trotz einiger gelinder Anfälle von Diarrhöe sind niemals Fäces unfreiwillig abgegangen, und Pat. kann den Abgang sowohl der Flatus wie der Fäces vollständig beherrschen. Pat. wird heute entlassen. 18. December. Unmittelbar nachdem Pat. aus dem Krankenhaus entlassen worden war, machte er eine Dienstreise von mehrtägiger Dauer auf das Land. Die Kost, die ihm da geboten wurde, war ganz unpassend für seinen empfindlichen Darmkanal und er bekam eine heftige Enteritis. Hierbei kam es einmal vor, dass wasserdünne Fäces abgingen, ohne dass er es eher bemerkte, als bis es zu spät war. Im Übrigen hat Pat. während der verflossenen Zeit keinen unfreiwilligen Abgang weder von Flatus, noch von Fäces gehabt. Er hat mit l'reude am •Kameradschafts- und Gesellschaftsleben theilgenommen, was er vor der Operation nicht gekonnt hatte. Es ist also sicher, dass Pat., sobald er das Bedürfnis Flatus oder Fäces zu entleeren fühlt, den Abgang derselben beherrschen kann; aber die Sensibilität in der Aftergegend ist herabgesetzt, denn diese bekommt ihre Gc- fühlsnerven von den Nn. pudendi interni durch die Nn. haemorrhoidales inferiores, und bei einer so nusgebreiteten Gangrän, wie sie hier in beiden l'ossae recto- ischiadicae Vorgelegen hatte, dürften diese Nerven zerstört worden sein.