Volume 2

Handbuch der klimatologie / von dr. Julius Hann.

  • Hann, Julius von, 1839-1921.
Date:
1908-1911
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Credit: Handbuch der klimatologie / von dr. Julius Hann. Source: Wellcome Collection.

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    sein Weg führt zumeist über warme Meere, es ist ja fast das ganze Tropengebiet ozeanisch. Sein Wasserdampfgebalt ist daher fast überall ein sehr großer (nur der Passat Nordafrikas macht davon eine be- merkenswerte Ausnahme). Eine geringe Abkühlung genügt deshalb, um den Passat in einen Regenwind zu verwandeln, und diese Abküh- lung stellt sich überall ein, wo demselben ein höher ansteigendes Land in den Weg tritt. Da nun der Passat mit großer Beständigkeit webt, so gibt er Veranlassung zu anhaltender und reichlicher Befeuchtung jener gebirgigen Küsten, die sich ihm entgegenstellen. Sein Wasser- dampfgehalt ist groß genug, daß selbst dort, wo er über einen ganzen Kontinent hingeweht hat, bevor er ein höheres Gebirge trifft, noch sehr reichliche Niederschläge bei seinem Aufsteigen an den Bergwänden eintreten, wie z. B. an der Ostseite der tropischen südamerikanischen Anden. Auf dieses Auftreten des Passates als Regenwind ist die be- merkenswerte Wahrnehmung zurückzuführen, daß die höheren tropischen Inseln und Küsten eine feuchte Ostseite und eine trockene Westseite haben. Auffallende Beispiele hierfür bieten die Sandwichinseln, viele westindische Inseln, die Ostküste Mittelamerikas, die Philippinen, Madagaskar usw. Es sind mit diesen hier erläuterten Ursachen des Eintretens der Regenzeiten in den Tropen durchaus noch nicht alle Fälle erschöpft; die Regenzeiten der Küste von Guiana und der Küste der brasiliani- schen Provinzen Pernambuco und Bahia lassen sich kaum auf eine derselben direkt zurückführen. Wenn wir berücksichtigen, daß die Luft über dem größten Teile der tropischen Länder bei hoher Temperatur mit Feuchtigkeit nahezu gesättigt ist, und erwägen, daß eine Abkühlung derselben um einen Grad unter den Taupunkt einen viel intensiveren Niederschlag gibt als in höheren Breiten bei niedri- gerer Temperatur, so kann es uns nicht wundernehmen, daß wir nicht in allen Fällen imstande sind, die Ursache der Regenzeiten anzugehen, wo uns die genügende Kenntnis der übrigen meteorologi- schen Faktoren fehlt. Es mag wohl der Passat auch dort, wo er ziemlich senkrecht auf eine flache Küste trifft, dadurch Winterregen‘ erzeugen, daß er zu dieser Zeit seiner größten Intensität durch den plötzlichen Verlust an Geschwindigkeit in den unteren Schichten, den er heim Übergang vom Meer auf das Land erleidet, in den oberen Schichten energisch zum Aufsteigen gezwungen wird, was hei seiner hoch saturierten warmen Luft zu Wolkenbildung und Regen Veranlassung gehen muß. Dies mag der Fall sein an den Küsten zwischen Pernambuco und Bahia und vielleicht auch an jener von Guiana. Tägliche Periode der Tropenregen. Im allgemeinen fällt in den Tropen der meiste Regen bei Tag, wie dies der hervorragenden Rolle, welche die Gewitterregen der normalen Regenzeit um die Zeit des täglichen Wärmemaximums spielen, entspricht, und auch mit der täg- lichen Periode der Sommerniederschläge der meisten Gegenden in mittleren Breiten übereinstimmt. Doch ist dies bei weitem nicht überall der Fall, in vielen echt tropischen Gegenden fällt die größte Regenmenge bei Nacht