Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna.

  • Unna, Paul Gerson, 1850-1929
Date:
1899
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Credit: Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.

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    producte. Auch wenn in Wirklichkeit eine so strenge Scheidung zwischen antibakterieller und antitoxischer Wirkung bei der Syphilis bestände, wie sie Finger postulirt, und wenn Jod nur als Antitoxin wirkte, würde seine acute Prädilectionswirkung aufSyphilome (z. B. gegenüber tuber- culösen und leprösen Productcn) vollkommen dunkel bleiben; sie ist eben für unser Verständniss eine zu sehr „specifische“. Ein Analogon für dieselbe besitzen wir in dem geheimnissvollen günstigen Einfluss des äusserlich gebrauchten Jodvasogens bei Drüsentumoren. Auch hier lässt uns die bekannte Jodwirkung auf die Haut im Stich, denn das Jod des Jodvasogens wirkt percutan und gar nicht auf die Haut selbst, uns fehlt daher auch hierfür das Verständniss. Trotz äusserlicher An- wendung stehen wir in diesem Fall vor einem Eäthsel wie bei den inneren Specifica. 3. Arsenik in seiner Wirkung auf Haut- und Drüsen- affectionen. Wir haben bei Besprechung des Arseniks als Aetzmittel Uns der Theorie von Binz und Schulz zugewandt und damit den Arsenik bei äusserlicher Anwendung in das System einreihen können. Die viel wichtigere innere Anwendung des Mittels bei Hautkrankheiten spottet aber noch jeder Theorie. Wir wissen, dass der Arsenik bei feuchten Hautkatarrhen und pustulösen Dermatosen nicht gut oder sogar schädlich wirkt, und könnten diesen Satz eventuell durch die obige Theorie erklären, indem die starke Gewebsoxydation dieser Hautstellen dabei noch verstärkt werden könnte. Hier macht aber der Pemphigus eine bedenkliche Ausnahme, für den Arsenik geradezu ein Specificum genannt werden kann. Andererseits ist das Hauptgebiet der Arseniktherapie, soweit Epi- thelkrankheiten in Betracht kommen, das der trockenen Hautkatarrhe und der schuppenden Affectionen, der Psoriasis, des Lichen planus, der mit Hyperkeratose einhergehenclen Nagel affectionen, der Akne. Hier hat es mithin den Anschein, als wenn diejenigen Pharmakologen Recht behalten sollten, die dem inneren Arsengebrauch eine Hemmung der Oxydationsvorgänge zuschreiben, insofern das Abschuppen eine Folge vorhergehender entzündlicher Erweichung und Ueberernährung der Stachelzellen ist. Auch die Arsenkeratose wäre in diesem Sinne als ein übermässiger Reductionsvorgang im Epithel erklärlich. Hält man diese beiden Reihen zusammen, so ergibt sich die Un- möglichkeit , heutzutage den Arsenik als inneres Hautheilmittel syste- matisch zu fassen. Ein Oberhautmittel, welches beim Pemphigus ebenso heilend wirkt wie beim Lichen, erweist sich allein schon damit als ein wahres Specificum. Diese mysteriöse Specificität wird noch erhöht, wenn wir die un- bestritten heilende Kraft des Arseniks bei Bindegewebsgeschwülsten. nämlich den Lymphomen und Sarkomen, auch noch hinzuziehen. Immer wieder drängt sich die Annahme als wohlberechtigt in den Vordergrund, der Arsenik helfe bei allen diesen verschiedenartigen Affectionen nicht durch seinen Einfluss auf irgendwelche Elemente des Hautgewebes, sondern durch seine Einwirkung auf verschiedene wichtige, uns noch vollkommen unbekannte Factoren, also specifisch. Möglicherweise sind es die Infectionsträger dieser Krankheiten, vielleicht auch bisher nicht beachtete Vorgänge im Hautgewebe. Auf einen derartigen, bisher, wie mir scheint, zu wenig berücksichtigten Factor, der einer histologischen