Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna.

Unna, Paul Gerson, 1850-1929

Date:: 1899

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.

166/188 (page 920)

sodann bei allen entzündlichen Erythemen, welche an den Gefässbaum gebunden sind und keine Neigung zur Exsudation an die Oberfläche zeigen, wie dem Erythema multiforme, dem Strophulus. Zinkleim, Zink- ichthyolleim , die entsprechenden Gelanthe und Caseinsalben und Tch- thyolcollodium sind die hauptsächlich zur Auswahl stehenden Mittel. Eintrocknungsmittel müssen in fast allen Fällen gewählt werden, wo eine stärkere Exsudation nach der Oberfläche hin zu erwarten ist, so vor allem bei stärkeren Verbrennungen und Verätzungen, beim Zoster und Herpes, auch wenn letztere noch so unbedeutend erscheint, bei der Hydroa und dem Pemphigus. Alle diese Affectionen würden unter Deck- und Druckmitteln nur noch grössere Blasen erzeugen, unter Er- weichungsmitteln aber würde ein Zerfall des Exanthems mit nachfol- gender Eiterung stattfinden, während der günstige spontane und stets künstlich zu erzielende Ablauf der der einfachen Eintrocknung ist.' Alle stark eintrocknenden Puder und Pasten, vor allem die oft ge- nannte Pasta Zinci mollis und Pasta Zinci sulfurata sind hier am Platze, bei sehr starker Exsudation verbindet man auch beide Arten der Behandlung. Hin und wieder lässt sich die physikalische Eintrock- nung auch durch eine chemische mit Reductionsmitteln ersetzen, dann am besten durch Dunstumschläge mit Ichthyol. Erweichungsmittel passen nur für solche Entzündungen, in deren Charakter die Erweichung der Haut und die Exsudation an die Ober- fläche liegt, wie beim Ekzem, oder welche durch frühere Vernach- lässigung in secernirende Affectionen verwandelt sind. Man wird dann zweckmässiger Weise die durch das Vehikel gesetzte Erweichung der Oberhaut durch ein adstringirendes oder eintrocknendes Medicament auszugleichen suchen, z. B. in der Form von Dunstumschlägen mit Bleiwasser, essigsaurer Thonerde, Tannin oder von Salbenmullen mit Zinkoxyd, Ichthyol, Cerussa. Ist in den letzteren Fällen die Neigung zu oberflächlicher Exsu- dation versiegt, so kann man die erweichenden Mittel durch trock- nende , z. B. beim Ekzem den Zinkichthyolsalbenmull durch Zink- schwefelpaste, die trocknenden durch einfache Deckmittel ersetzen. Dieser Wechsel ist für die Oberhaut schonlicher als der Fortgebrauch derselben Vehikel, da sonst nach dem Abheilen der Entzündung die geschädigte Oberhaut noch einer Nachbehandlung bedarf; insbesondere gilt dieses von der stark austrocknenden Zinkschwefelpaste. 47. Beseitigung von Eiterung. Die Zeit liegt noch nicht fern, wo man jede Eiterung als eine nothwendige Stufe im Heilungsprocesse betrachtete. Erst die Erfah- rungen am Lister1 sehen Verbände haben gelehrt, dass die Eiterung bei der Wundbeilung vermeidbar und unvortheilhaft ist. Ebenso liegt die Sache bei den zur Eiterung neigenden Hautaffectionen: weder beim Ulcus molle, den Akneknoten und den Variolabläschen, noch bei den polymorphen Affectionen, welche die Einwanderung des Staphylo- coccus in die Haut begleiten (Impetigo, Folliculitis, Furunkel, Pana- ritium, Abscess, Phlegmone), ist es nothwendig, die Eiterung sich ausbilden zu lassen, abzuwarten oder gar sie zu verstärken. Ueberall ist es von Vortheil, durch rasche Beseitigung des Parasiten und An- wendung von Gegenmitteln die Eiterung im Keime zu ersticken. Nur in denjenigen Fällen , wo wir auf die Beseitigung des Parasiten und