Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna.

Unna, Paul Gerson, 1850-1929

Date:: 1899

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.

117/188 (page 871)

gebrauchte Paste sich vermöge ihrer geringen austrocknenden Wirkung sehr den Salben; sie ist mehr eine „in Bezug auf die Zurückhaltung des Wasserdunstes corrigirte Salbe“ als ein Prototyp der austrocknenden Pasten und wirkt daher am besten, wo nur eine geringe Austrocknung erforderlich ist. Auch die Wahl der Vaseline gibt der Lassar’schen Paste einen hohen Grad von salbenartiger Consistenz. Wo es auf starke Austrocknung in erster Linie ankommt, wählt man besser benzoinirtes Fett, Mandelöl, Olivenöl oder Leinöl. Denn je flüssiger das Fett ist, desto rascher ergreift es Besitz von den durch die Pulver gleichzeitig ausgetrockneten Hornlagen, wird von der Oberfläche der Haut fort in diese eingesogen und hinterlässt den Puder als eine stark austrocknende Schicht auf der Oberfläche. Alle diese Anforderungen in hohem Masse erfüllt die Kieselguhr- zinkpaste, welche aus dem gewöhnlichen Ung. Zinci benzoinatum durch Zusatz von 6—10% Kieselguhr hergestellt ist und als Pasta Zinci vul- garis sich der grössten Beliebtheit erfreut. Es sei hier nebenbei bemerkt, obwohl die chemisch austrocknenden Mittel gleich besonders erörtert werden sollen, dass die austrockende Wirkung der Zinkpaste noch er- heblich durch einen I0°/Oigen Zusatz von Schwefel gesteigert werden kann. Die auf solche Weise gebildete Zinkschwefelpaste ist in der That als bestes Prototyp aller austrocknenden Pasten zu betrachten, sie enthält eine genügende Menge Fett, um sich gut verstreichen zu lassen, und doch kein Fett, welches als dicke Schicht auf der Haut verbleibt, und wirkt gleichzeitig enorm austrockuend durch die drei besten und zugleich mildesten austrocknenden Mittel, die wir besitzen, Kieselguhr, Zinkoxyd und Schwefel; ihr Anwendungsgebiet ist daher ein ausserordentlich grosses, mit kurzen Worten gar nicht abzugrenzendes. Wir sind mit den letzten Pasten schon in das Gebiet der chemisch wirkenden Austrockner gelangt, müssen aber, ehe wir auf deren Wir- kung im allgemeinen eingehen, noch einer Paste gedenken, die auch auf der Grenze von beiden Gebieten steht und sich durch eine scharf austrocknende Wirkung auszeichnet. Diese ist die Blei-Essig-Paste, welche durch Kochen von Lithargyrum mit etwa der doppelten Gewichtsmenge Essig bis zur Breiconsistenz hergestellt wird; als Fett setzt man demselben Leinöl zu, welches die austrocknende Wirkung noch erhöht. Diese in der Armenpraxis für Handekzeme nicht unwich- tige Paste würde sich einer grösseren Verbreitung erfreuen, wenn nicht zwischen ihr und der allerdings noch viel brauchbareren Zinkschwefel- paste ein Ausschliessungsverhältniss bestände, da man essigsaures Blei und Schwefel nicht successive bei demselben Fall verwenden kann. Eine ähnliche austrocknende Wirkung wie durch diese improvisirte Bleiessigpaste erzielt man durch Zusatz von Liq. plumbi subacetici oder Cerussa zur Bolus-Leinölpaste oder einfachen Zinkpaste. Was nun die chemisch wirkenden Mittel zur Austrocknung der Hornschicht anlangt, so haben wir die wichtigsten drei bereits erwähnt, ■ es sind: Schwefel, Zinkoxyd und Bleioxyd. Es sind dieses die milde austrocknenden Mittel, welche fast nur in Combination mit anderen Mitteln gleichartiger Wirkung in Pudern und Pasten oder als aus- trockende Zusätze zu Salben und Salbenmullen gebraucht werden. Wir haben uns hier auf diese zu beschränken, während die Besprechung einer grossen Gruppe von stärker und acuter wirkenden Mitteln, näm-