Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna.

Unna, Paul Gerson, 1850-1929

Date:: 1899

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Allgemeine Therapie der Hautkrankheiten / von P.G. Unna. Source: Wellcome Collection.

111/188 (page 865)

dem zeigen dieselbe eine ganze Reihe von Hyperkeratosen, so die Ichthyosis, die Akanthosis nigricans, die Darier1 sehe Dermatose (Psoro- spermosis) und manche Hauthörner. Die Entfernung der Hornfarbe kommt hauptsächlich bei den ersten beiden Affectionen in Betracht, da sie bei den Hyperkeratosen mit der Heilung der Gesammtkrankheit zusammenfällt. Die erste Regel ist, alle Alkalien, also auch die Seife aus der Behandlung auszuschalten. Muss die Seife zur Reinigung gebraucht werden, so ist sie stets mit Wasser sorgfältig abzuspülen und sofort durch Essig oder eine andere Säure zu neutralisiren. Als Heilmittel dienen einerseits die Säuren, anderer- seits die Oxydationsmittel und die ebenso wirkenden Chlormittel. Da die letzteren unter H Cl-Entwicklung oxydiren, sind sie vorzüglich ge- eignet zur Depigmentation. Alle diese Mittel zerstören nicht nur die Hornfarbe, sondern hindern auch die Wiederbildung derselben. Hier- nach kommen in erster Linie in Betracht die Essigsäure und Salpeter- säure, die Wasserstoffsuperoxydlösung, die Trichloressigsäure und das Chlorwasser, am besten in Form von Pasten oder Kühlsalben. Man hat dabei zu beachten, dass alle reducirenden Heilmittel, insbesondere Schwefel, Ichthyol, Resorcin, Pyrogallol und Theer die Schwärzung der Comedonen und die Punctation der Follikel stark hervorrufen und durchaus zu vermeiden sind. 21. Mittel zur Entfettung der Hornschicht. Die Indication, die Hornschicht zu entfetten, tritt selten an uns heran; denn im allgemeinen ist ein reichliches Vorhandensein des natürlichen Hautfettes für die kranke Haut ebenso wohlthätig wie für die gesunde. Eine Ausnahme macht der Kopf an zwei Stellen, auf dem Scheitel und der mittleren Partie des Gesichtes. Hier haben wir es häufig, besonders bei anämischen, jugendlichen Individuen mit einer übermässigen Einfettung zu thun, die die Patienten theils durch den Fettglanz der Haut, theils durch die Neigung der letzteren, den Staub der Atmosphäre zu sammeln und festzuhalten, sehr belästigt. Die zu- grunde liegenden Erkrankungen der Hautdrüsen gehören zu den am schwersten zu beseitigenden und werden uns in anderen Capiteln be- gegnen. Hier interessirt uns nur das Symptom der übermässig einge- fetteten Hornschicht. Wir besitzen zwei Kategorien von Mitteln, um dasselbe zu beseitigen, fettlösende und fettaufsaugende. Als fettlösende können natürlich Seifen jeder Art dienen , mit Ausnahme der für diesen Fall allein unzweckmässigen, überfetteten Grundseife. Am wichtigsten ist der Hebra’sche alkalische Seifengeist, dem durch Verdünnung mit Wasser jeder gewünschte Grad stärkerer oder milderer Wirkung verliehen werden kann. Von medicamentösen Seifen kommen die mit eintrocknenden Zusätzen versehenen in Betracht, wie die Zinkoxyd-, Wismuthoxychlorat- und Formalin seife. Die Wirkung derselben scheint darauf zu beruhen, dass sie die Hornzellen spröde machen und zur Aufnahme einer grösseren Fettmenge befähigen. Eine * grössere Rolle noch als die Seifen spielen die spirituös-ätherischen Wischmittel, vor allem der absolute Alkohol, dann der Aether, der Spiritus aethereus, Benzin und Petroleumäther. Diese Flüssigkeiten werden auf einen Bausch Watte oder ein Handtuch gegossen, mit dem dann die Haut abgerieben wird. Auch kann man Dunstverbände von Allgemeine Therapie. III. 55