Die Geschichte der Pest zu Regensburg / von Stabarzt Dr. Schöppler.

Schöppler, Hermann, 1872-

Date:: 1914

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Credit: Die Geschichte der Pest zu Regensburg / von Stabarzt Dr. Schöppler. Source: Wellcome Collection.

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zu betreiben, zum Verhängnis für die Allgemeinheit wird, und hebt sich grollend aus der unbotmässigen Mitte. Der Kaufmann beschuldigt den flüchtigen Senat, nicht umsichtig genug gewesen zu sein und keine Vorkehrung gegen die Einschleppung der Pest durch Fremde getroffen zu haben, weil ein paar Handelsjuden in die Stadt gekommen sind, und er sinnt auf Trotz in Friedenszeiten. In der höchsten Not, in der Verzweiflung an jede Ret- tung, vereinigen sich Obrigkeit und Bürger und Beisassen zu öffentlichen Bittgängen, um den erzürnten Herrgott zu versöhnen. Bleibt auch Gott in der Not des Volkes taub, so lassen Küster und Kirchner an die Pestärzte den Befehl ergehen, besser ihre Pflicht zu tun und vor allem gründli- cher zu räuchern. Diese gehorchen willig oder unwillig und so sehr, dass die Kanarienvögel in den Stuben ersticken, die Spatzen von den Dächern fallen und die jungen Schwalben in ihren Nestern sterben, während die alten davonfliegen (1713). Die Pestepidemie aber dauert aus, bis ihr natür- liches Ende da ist. Und so geht es im Zirkel weiter, bis der Bürger endlich gelernt hat, dass statt Beamtenaufsicht und Gewalt, die in Pestzeiten eine Reinigung des Hausrates unter Aufstöberung des Pestzunders erzwingt, die alljährliche grosse Frühlings- und Herbstreinigung von Haus und Hof und die tägliche Reinhaltung der beste Schutz vor der Pest, wie vor anderen Seuchen ist; und bis die Obrigkeit ihre Pflicht erkennt, einen ärztlichen Rat einzusetzen, der ohne politische Neben- absichten mit historischem Sinn und praktischer Vernunft aus alten Pesterfahrungen Nutzen zu ziehen den Verstand hat. Die Einsetzung eines Collegium sanitatis geschieht in Re- gensburg im Jahre 1714, als die letzte Pestepidemie vor- über war und im ganzen Westen Europas die natürliche Entpestung sich vollzogen hatte, die dann weiterhin ostwärts voranschritt und sich ein Jahrhundert später in der Levante vollendete. Das Ergebnis einer vierhundertjährigen Pesterfahrung in Regensburg ist gewesen, dass die Epidemie des Jahres 1713 bis 1714 dort genau so verlief, wie sie vierhundert Jahre