Ein eigenartiges Symptomenbild des Magencarcinoms, zugleich Beitrag zur Frage der Atonie des Oseophagus ... / von R. Schütz.

  • Schütz, R.
Date:
[1900?]
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Credit: Ein eigenartiges Symptomenbild des Magencarcinoms, zugleich Beitrag zur Frage der Atonie des Oseophagus ... / von R. Schütz. Source: Wellcome Collection.

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    lichkeit deren Function activ in keiner Weise leisten konnte, so setzte seine senkrechte Stellung den von oben kommenden Speisen jedenfalls ein weit geringeres Hinderniss entgegen, als dies bei normaler Lage der Fall gewesen wäre. Thatsächlich haben nicht nur flüssige und dünnbreiige Substanzen das senkrecht gestellte, wenn auch unbewegliche Magenrohr passirt, sondern selbst feste Bestandtheile der Nahrung,, von denen man wohl erwarten konnte, dass sie das enge Magenlumen verstopfen würden. Wie wir gehört haben, bestand niemals eigentliches Erbrechen, es kam also nicht zu der Folge der motorischen Insufficienz, trotz absoluter Immobilität des weitaus grössten Theils des Magens. Druck- und Völle¬ gefühl ist die einzige Beschwerde, die auf diese Störung bezogen wer¬ den kann, und dies Symptom war, bevor die Stenoseerscheinungen auftraten, das einzige lokale von seiten des Magens. Dass die eigenartige compensatorische Einrichtung den an sie ge¬ stellten Ansprüchen zu genügen vermochte, dazu mag einmal das be¬ scheidene Maass dieser Ansprüche beigetragen haben, indem die appetit¬ lose Kranke sehr wenig und vor allem wenig auf einmal ass, ferner die von ihr angenommene Gewohnheit, die festen Theile der Nahrung durch nachgetrunkene Flüssigkeit hinunterzuspülen. Hiermit ist aber nicht gesagt, dass eine Ansammlung der genossenen Speisen vor dem Hinderniss überhaupt nicht stattgefunden habe. Wir werden vielmehr das Gegentheil annehmen müssen. Denn bei der Section zeigte sich der untere Theil der Speiseröhre erschlafft und — in allerdings sehr geringem Maasse •— erweitert. Diese Zu¬ stände, die wir wohl, ohne mit unserem Annahmen zu weit zu gehen, als secundäre auffassen dürfen, erscheinen als Beweis dafür, dass wenig¬ stens zeitweise im Cardiatheil und in geringem Maasse bis hinein in den untersten Oesophagusabschnitt die Speisen sich anstauten, und ferner, dass die Muskulatur dieser Theile gegenüber den hierdurch be¬ dingten Mehranforderungen bereits zu erlahmen angefangen hatte. Dass die Erweiterung des Oesophagus nicht so gross wurde, wie sonst über Stenosen, mag daher kommen, dass direkt über dem Hin¬ derniss hier ein kleines Sammelbecken in Gestalt der Cardiazone vor¬ handen war. Und dass es nicht erst zu einer Hypertrophie der unteren Oesophagusmusk ulatur kam, darf uns bei der kachekti- schen Kranken ebenso wenig wundern, wie wir z. B. bei Etablirung eines Klappenfehlers auf die compensatorische Hypertrophie des Herz¬ muskels unter allen Umständen rechnen können. Die Atonie der unteren Speiseröhrenmuskulatur ist es nun, der wir die beobachteten Stenoseerscheii^ungen wer¬ den zuschreiben müssen. Von dieser bisher wenig gekannten Affection, der Atonie der Oesophagusmuskulatur, hat Rosenheim1), dem wir auf dem Gebiet der Speiseröhrenpathologie manchen werthvollen Beitrag ver¬ danken, kürzlich eine prägnante Schilderung entworfen, die mit grosser Sicherheit auf unseren Fall passt. Die Symptome sind, um es kurz zu wiederholen: beim Schlucken fester Nahrung ein Gefühl von Druck und Spannung, das bei zu¬ nehmender Heftigkeit zur Sensation eines starken, selbst absoluten, den Schluckact hemmenden Widerstandes im Oesophagus wird. Die ') Litteratur: Deutsche medicinische Wochenschrift 1899.