Ueber zwei Fälle von Carcinoma uteri bei Gravidität ... / vorgelegt von Adolf Drude.

Drude, Adolf.

Date:: 1889

Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber zwei Fälle von Carcinoma uteri bei Gravidität ... / vorgelegt von Adolf Drude. Source: Wellcome Collection.

6/22 (page 6)

Nach sechs Wochen erfolgte ein äusserst stinkender Ausfluss aus der Vagina, es gingen Knochenstücke ab und dieser Zustand dauerte fast fünf Monate. Die Frau kam dabei immer mehr herunter und starb. Fragen wir uns nun, welchen Einfluss die Schwangerschaft auf den Krebs selbst resp. auf den Verlauf der Krebserkrankung hat, so liegen die Beobachtungen einzelner Forscher vor, dass die Erkrankung während des Verlaufs der Schwangerschaft gar keine Fortschritte machte. In 13 Fällen war nach Cohnstein sechsmal kein erheblicher Fortschritt der Erkrankung, viermal ein Stillstand und nur dreimal eine Beschleunigung zu con- statiren. Wenn das Carcinom freilich erst während der Schwanger¬ schaft sich entwickelt und vor Bestehen derselben dasselbe noch nicht vorhanden war, so kann ein mehr oder weniger schnelles Wachsthum desselben nicht geleugnet werden. Man kann hierbei allerdings nicht verschweigen, dass dem gegenüber zahlreiche Fälle anderer Beobachter stehen, bei denen immer ein verderblicher Einfluss der Schwangerschaft auf die Entwickelung des Carcinoms constatirt wurde und wenn auch bei Cohnstein ein Fall citirt wird, dass E. v. Siebold (Meissner, Fortschritte des 19. Jahrhunderts, Bd. II, S. 357) sogar Heilung des Gebärmutterkrebses durch die Schwangerschaft beobachtet haben will, so möchten wir uns doch der Ansicht Gusserow’s anschliessen, dass mit dem weiteren Fortschritt der Schwanger¬ schaft die Symptome der carcinomatösen Erkrankung nicht nur sehr oft erst sich zeigen, sondern dass sie sogar im Verlaufe derselben reissende Fortschritte machen. Auch Schröder ist dieser Ansicht, indem er das rapide Wachsthum der Krankheit durch eine erhöhte Säftezufuhr zum Uterus zu Stande kommen lässt und diese die Wucherung und den Zerfall der neugebildeten Massen so erheblich steigere. Man hat früher der Ansicht gehuldigt, dass eine vorzeitige Unterbrechung der Schwangerschaft, sei es durch künstlichen Abort, oder durch künstliche Frühgeburt, die wirksamste Therapie in allen derartigen Fällen sei. Die meisten jetzigen Autoren verwerfen dies Verfahren allerdings, doch werden wir, wie uns unsere Fälle lehren, demselben in gewissem Grade später noch unsere Beachtung schenken.