Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper.

  • Knieper, Clara, 1881-
Date:
1910
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Ein Fall von doppelseitigem Glioma retinae mit Enucleation des einen und nunmehr fast 11jähriger Atrophie des andern Auges ... / vorgelegt von Clara Knieper. Source: Wellcome Collection.

    16/24 (page 14)
    nachdem sich Metastasen am Kopf bis Hühnereigrösse und eine Metastase am harten Gaumen sowie Drüsenschwellungen eingestellt hatten. Fall aus der Heidelberger Augenklinik. Im vorliegenden Falle handelt es sich um einen Knaben, Peter Neu¬ burger, geboren am 12. V. 1899. Bei der Geburt war das Kind gesund, insbesondere an den Augen nichts Abnormes wahrnehmbar. Als es 10 Wochen alt war, bemerkte die Mutter in seinem rechten Auge einen hellen Schein. Sie kam schon am folgenden Tage (25. VII. 1899) mit dem Kinde in die hiesige Augenklinik, wo doppelseitiges Glioma retinae diagnostiziert und die sofortige Aufnahme in die Klinik geraten wurde. Status praesens am 26. VII. 99: R. Gliom im Status glaucoma- tosus. Das Auge ist im vorderen Abschnitt ektatisch, die Cornea stark ver grössert, aber klar. Nur geringe Injektion. Vordere Kammer fast aufge¬ hoben. Iris an einzelnen Stellen verdünnt. Pupille unregelmässig. Aus dem Pupillargebiet erhält man schon bei gewöhnlichem Tageslicht einen gelb- weissen Schein; mit dem Spiegel ergibt sich der charakteristische Befund des Glioma retinae. Augendruck gesteigert. L. Geringere Vergrösserung des vorderen Bulbusabschnittes. Cornea klar. Im Pupillargebiet wird beim Durchleuchten der Tumor unmittelbar hinter der Linse mit Netzhautgetässen sichtbar. Pupille reagiert noch ein wenig auf Licht. Mit Rücksicht auf die schon weit gediehene Entwicklung des rechts¬ seitigen Glioms erfolgte noch am Aufnahmetage (26. VII. 99) die Enucleation dieses Auges. Der Querschnitt des Sehnerven war völlig rein, auch keine Spur von episkleralen Tumoren in seiner Umgebung oder sonst an der Bulbusoberfläche zu bemerken. Anatomischer Befund am rechten Auge: Der Bulbus misst in sagittaler und in äquatorialer Richtung je 19 mm. Durchmesser der Hornhautbasis ungefähr 11 mm. Die Hornhaut ist ziemlich stark ektatisch und in ihrem mittleren Bezirk etwas verdickt. Die vordere Kammer ist bis auf geringe Reste aufgehoben. Die stark verdünnte Iris ist in ziemlicher Ausdehnung an die Hinterfläche der Hornhaut angedrängt. Auch die Sklerocornealgrenze ist beträchtlich ausgedehnt und der Ciliar¬ körper durch Druck sehr erheblich abgeplattet, die Ciliarfortsätze im höchsten Grade atrophisch und nur an den Resten des Pigmentbelages noch zu er¬ kennen. Der Abstand zwischen dem Linsenrand und den Ciliarfortsätzen ist besonders auf der temporalen Seite infolge der Ektasie erheblich vergrössert. Die Linse ist stark deformiert, der hintere Teil in der Mitte nach hinten ausgebuchtet durch eine Flüssigkeitsansammlung zwischen Linsensubstanz und Kapsel, die in geringerer Menge auch die vordere Corticalis umgibt. Der hintere Teil des Bulbusraumes ist zu bei weitem grössten Teil ausgefüllt von einer rundlich begrenzten Geschwulstmasse, welche vom tem¬ poralen Teile der Netzhaut ausgegangen ist, die Sehnervenpapille bedeckt und nach vorn bis zur Hinterfläche der Linse reicht. Auf der nasalen Seite bleibt nur noch ein ganz geringer Teil des Bulbusraumes von in maximo 4 mm Tiefe von Geschwulst frei. Man sieht hier die stark atrophische und