Ueber die Chlorose und die damit zusammenhängenden Anomalien im Gefässapparate : insbesondere über Endocarditis puerperalis / von Rudolf Virchow.

Date:
1872
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Credit: Ueber die Chlorose und die damit zusammenhängenden Anomalien im Gefässapparate : insbesondere über Endocarditis puerperalis / von Rudolf Virchow. Source: Wellcome Collection.

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    sieht man zuweilen nur ein einziges, manchmal dagegen 3, etwas unregelmässig gruppirt. Fehlen einzelne Ostien, so kommen wohl kleinere accessorische Ostien hinzu, welche nicht am hinteren, sondern am seitlichen Umfange der Aorta liegen. Anderemal steht von zwei zusammengehörigen Ostien das eine höher, das andere tiefer. Aehnliche Abweichungen zeigt, jedocli seltener, die Aorta abdominalis; nur erstreckt sich hier, wie Fleisch- raann in dem oben erwähnten Falle beschrieben hat, die Ab- weichung zuweilen selbst auf die ganz grossen Aeste. Manchmal findet sich die gleiche Unregelmässigkeit schon an den Ostien der Arteriae coronariae cordis. Endlich erwähne ich noch eine vierte Besonderheit, nehm- lieh eigenthümliche wellen- oder gitterförmige Erhaben- heiten der Intima. Ich sah sie am häufigsten an der Aorta* abdominalis (Taf.XIa Fig. 1.), jedoch kommen sie auch im Brust- theil vor. Die Intima, zuweilen auch die Media, erscheint hier stellenweise verdickt und man könnte an sklerotische Zustände denken. Aber es sind keine Platten, wie bei der Sklerose, son- dern feine, fast scharfe, leistenförmige Vorsprünge, zwischen denen kleinere Vertiefungen liegen, so dass die Wand manchmal fast sieb- oder netzförmig erscheint^). Es ist nun eine allgemeine Erfahrung, dass Organe, welche in ihrer weiteren Entwickelung unter den normalen Verhältnissen Zurückbleiben, welche in Beziehung auf ihren Umfang oder ihre Ausstattung einen Defect zeigen, auch eine gewisse Neigung zu grösseren und häutigeren Erkrankungen darbieten; mit anderen Worten, die sogenannte Praedisposition, welche man sehr oft als eine einfache (functionelle) Schwäche bezeichnet hat, lässt sich in vielen Fällen positiv zurückführen auf einen wirklichen, sichtbaren und erkennbaren (anatomischen) Mangel in der Aus- bildung des Gewebes. Ich wenigstens würde es als einen der wesentlichsten Fortschritte der Wissenschaft betrachten, wenn man sich daran gewöhnen wollte, in dem Gange der Unter- suchungen über die Ursachen der Erkrankungen der einzelnen Organe die Frage von der ursprünglichen Beschaffenheit dersel- ben mehr in den Vordergrund zu stellen und ihre Erkrankungen 1) Eine genauere Beschreibung aus einem Falle von Hämophilie bei Lerap 1 c. p. 22