Die Entstehung der sphärischen Refraktionen des menschlichen Auges : (Übersichtigkeit - Normalsichtigkeit - Kurzsigtigkeit) / von Adolf Steiger.

  • Steiger, Adolf.
Date:
1913
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Credit: Die Entstehung der sphärischen Refraktionen des menschlichen Auges : (Übersichtigkeit - Normalsichtigkeit - Kurzsigtigkeit) / von Adolf Steiger. Source: Wellcome Collection.

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    als besonderem Refraktionszustand eines gegebenen Auges die unabweisbare Pflicht entstanden, die wirkliche Emmetropie festzustellen. Wollte man nicht das Gebiet der Emmetropie auf ganz unzulässige und in ihrer Tragweite vorläufig völlig unbekannte Art erweitern, so mußte die latente Hypermetropie durchaus ausgeschlossen werden. Das konnte in der einfachsten Weise geschehen durch die Verwendung von Atropin. Da man aber diese Vorsicht nicht für nötig hielt — nach vielen Autoren sollte die Untersuchung im Dunkelzimmer genügen —, so kam man eben auf die große Häufigkeit der Emmetropie, was die unrichtige Annahme nur gerade dieses Refraktionszustandes als normale Refraktion unterstützen mußte. Auf der anderen Seite sündigte man ebensosehr in der Ab- grenzung dessen, was man Myopie nannte. Wir werden hierauf noch näher einzugehen haben. Diese Überschätzung der Häufigkeit der Emmetropie und Hand in Hand damit ihrer Bedeutung war schließlich so fest ein- gewurzelt, daß Mitteilungen über ganz entgegengesetzte Ergebnisse auf irgendeinem Umwege auch wieder zugunsten der herrschenden Ansichten gedeutet wurden. Die aufsehenerregenden Untersuchungen von Erismann veranlaßten Cohn^* noch im gleichen Jahre (1871), 240 Schul- kinder eines sächsischen Bergdorfes mit Atropin zu untersuchen, wobei sich fast ausnahmslos übersichtige Augen ergaben. Da nun aber Messungen an Schülern höherer Stadtschulen ein ganz anderes Resultat ergeben hatten, das auch unter vollster Berücksichtigung der Atropinwirkung nicht mit den neuesten Ergebnissen in Ein- klang zu bringen war, so schloß Cohn auf die Abhängigkeit der Häufigkeit und der Stärke der Myopie von der geleisteten Schul- arbeit. Damit zog ein neuer und außerordent- lich folgenschwerer Irrtum in die Refrak- tionslehre ein. Wenn man sich nur an die kurzsichtig gewordenen hielt und ihre Zahl von Klasse zu Klasse zunehmen sah, so lag ja freilich eine solche Deutung nahe. Waren aber nicht die späteren Em- metropen früher auch übersichtig gewesen ? Und hatten nicht auch diese während der Schulzeit eine Refraktionserhöhung erfahren? Daraus konnte man bei vorurteilsloser Überlegung vorläufig doch nur die eine Tatsache ableiten, daß die Zunahme der Refraktion während des Wachstums eine allgemeine Eigenschaft des mensch- lichen Auges sein mußte. Diese Zunahme aber diesseits oder jenseits der Grenze der Emmetropie, einer rein theoretisch-