Ueber eine Art der Bindegewebs-Metamorphose der Muskel- und Nervensubstanz / von Theodor Billroth.

  • Billroth, Theodor, 1829-1894.
Date:
1855
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Credit: Ueber eine Art der Bindegewebs-Metamorphose der Muskel- und Nervensubstanz / von Theodor Billroth. Source: Wellcome Collection.

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    Wie oben schon erwähnt, ist diese Metamorphose den Muskeln nicht der Umgebung von Carcinomen eigentümlich; ich habe sie auch unter anderen Umständen gefunden. Ein 3 Jahre alter, gesund aussehender Knabe wurde im Mai 1854 in das Hospital aufgenommen wegen einer sehr harten derben Geschwulst in der linken Hälfte der Unterlippe. Vor einem Jahre soll der Knabe nach dem ärztlichen Bericht an der be- zeichnten Stelle ein Ulcus normt gehabt haben; der Brand- schorf war nur klein gewesen, und nach seiner Abstofsung hatte sich eine sehr feste Narbe gebildet; diese verdickte sich all- mälig so bedeutend, dafs der Arzt theilweise Excisionen aus derselben machte. Die neue Narbe wurde bald wieder auffal- lend dick und hart und wuchs ziemlich rasch, so dafs die Geschwulst in der Unterlippe die Gröfse einer mittleren Wall- nufs erreicht hatte. Dieselbe wurde vom Herrn Geheimrath Langenbeck mit Schonung des gesunden Lippensaumes, jedoch mit Entfernung der ganzen fibrösen Masse exstirpirt. Die Untersuchung zeigte nur eine sehr derbe, feste, aus stark kernhaltigem Bindegewebe und elastischen Fasern ohne nennens- werthe Anordnung zusammengesetzte Narbenmasse. Die rings- herum an der Geschwulst adhärirenden Muskelbündelchen des M. orbicularis oris zeigten bei ihrem Eintritt in den festen Knoten die oben beschriebenen Metamorphosen. — Der Fall ist noch durch seinen ferneren Verlauf interessant. Die Opera- tionswunde heilte per primam intentionem; der Knabe wurde anscheinend geheilt entlassen. Nach etwa 14 Tagen wurde er jedoch wiedergebracht; die Narbe in der Unterlippe war schon wieder äufserst hart und voluminös; neben derselben waren au der Mundschleimhaut eine Menge von harten Hirsekorngrofsen Knötchen gebildet. Zugleich waren scorbutische Erscheinungen, namentlich starke Auflockerung des Zahnfleisches und leichtes Bluten desselben aufgetreten. Die Knötchen im Munde wurden durch wiederholte Aetzungen mit Arg. mir. zerstört, doch traten oft neue auf; sie schienen in den Lippendrüsen ihren Sitz zu haben. Eine neue Operation war durch den Allgemein- zustand und durch die fortwährende Neubildung der fibrösen