Handbuch der Chirurgie / bearbeitet von Dr. Louis Stromeyer.

Date:: 1851

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Credit: Handbuch der Chirurgie / bearbeitet von Dr. Louis Stromeyer. Source: Wellcome Collection.

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terung, sobald man mit dem Finger in die Wunde eingehl. Diese Fälle mit Splitterung erfordern eine sofortige Amputation, dagegen sind diejenigen Fälle schwer zu erkennen, wo die Kugel entweder die Condylen des Femur oder der Tibia getroffen hat, einen Ein- druck hervorgebracht hat oder nicht, und dann ihren Lauf in anderer Richtung fortsezte. Der Finger entdeckt hier nicht immer einen ent- blössten Knochen und doch kann von der getroffenen Stelle an eine Splitterung bis in's Gelenk sich erstrecken. Der weitere Verlauf einer solchen abprellenden Kugel ist manchmal sehr sonderbar. Ich habe mehrere Kugeln, welche neben der Patella eingedrungen waren, aus der Kniekehle wieder herausgeschnitten, welche um den dritten Theil der Circumferenz des Gliedes unter der Haut herumgelaufen waren. Ebenso schwierig, wie diese Verletzung, sind solche Wunden zu diagnosticiren, wo ein Streifschuss das Kapselband geöffnet hat; denn es erfolgt, wenn die Oeffnung nur klein ist, keineswegs ein baldiges Ausfliessen von Synovia. Sehr merkwürdig ist die Langsamkeit, mit welcher bei einer antiphlogistischen Behandlung Entzündung und Eiterung des Knie- gelenks erfolgen, ich habe darüber manchmal einige Wochen ver- laufen sehen. Endlich bringt die Gegenwart der fremden Körper in der Wunde doch Eiterung hervor und die Amputation stellt sich als unvermeidlich dar. Da die Erfahrung gelehrt hat, dass diejenigen Wunden des Kniegelenks am ersten ohne Amputation glücklich enden, wobei dasselbe weit geöffnet worden ist, so fand ich mich durch den häuüg unglücklichen Ausgang der Amputation des Oberschenkels veranlasst, den folgenden Versuch zu machen: Bei einem jungen Manne hatte eine Flintenkugel das Kniegelenk neben der Patella nach aussen zu getroffen, und war drei Zoll weiter nach hinten und oben wieder ausgetreten, sie hatte einen Theil des äussern Condylus zerschmettert, oder vielmehr eine tiefe Rinne hineingeschlagen. Es war anfangs zweifelhaft, ob das Kniegelenk geöffnet sei; nachdem sich dies später deutlich herausgestellt hatte, spaltete ich den Wund- kanal, entfernte sämmtliche kleine Fragmente und Hess an beiden Seiten des Kniegelenks die Seitenligamente sammt den darüber hegen- den weichen Theilen um zwei Zoll lang einschneiden. Aus diesen Einschnitten floss die eiterartige Synovia sehr leicht ab und der Zu- stand des Patienten war einige Wochen lang ganz erwünscht. Die Eiterung nahm sehr bald ab und die Wunden hatten ein gutes Aus- sehen; aber der Patient starb an Lungenabscessen. Resectionen des Kniegelenks habe ich nicht unternommen, weil sie auch unter günstigen Umständen wenig Hoffnung gewähren, und weil mau in der Mehrzahl der Fälle nicht genau wissen kann, wie viel man von den Knochen wird absägen müssen.