Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen.

  • Ziemissen, H. von.
Date:
1887
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Credit: Klinische Vorträge. Vierter Vortrag. III. Infectionskrankheiten. 1. Ueber die Cholera und ihre Behandlung / von H. v. Ziemissen. Source: Wellcome Collection.

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    producirt. Dieser Infectionsstoff kann vom menschlichen Organis- mus aufgenommen, in latentem Zustande in demselben verschleppt werden und vielleicht erst an einem von dem Malariaorte weit ent- legenen, malariafreien Orte zur Entwicklung kommen resp. Krank- heitserscheinungen hervorrufen; aber es wird weder ein Gesunder von diesem Malariakranken angesteckt, noch wird der Boden, die Localität inficirt, so dass sich hier ein Malariaherd entwickelt. Nur nebenher sei hier der überraschenden Entdeckung Ger har dt’s ge- dacht, welcher bei einem Gesunden Wechselfieber durch Injection von Blut eines Wechselfieber-Kranken erzeugt haben will. Diese Tliat- sache steht zur Zeit noch unvermittelt in Mitten der gesicherten epidemiologischen Thatsaclien und bedarf weiterer Bestätigung. Den reinen Bodenkrankheiten gegenüber stehen die reinen contagiösen Infectionskrankheiten, welche zu ihrer Fort- pflanzung nur des kranken und des gesunden Menschen bedürfen, nämlich einerseits des Kranken, welcher den Infectionsstoff in Massen reproducirt, und andererseits des Gesunden, der ihn vom Kranken übertragen erhält. Ich möchte diese Krankheiten die direct con- tagiösen Infectionskrankheiten nennen. Die Wege, welche die or- ganisirten Infectionskeime vom Kranken zum Gesunden wandern, sind gewiss sehr verschiedenartig: durch die Luft, durch directe Be- rührung, durch Vermittlung von Speise und Getränk, von Kleidern, Wäsche, Betten, Utensilien aller Art. Des Bodens bedürfen indessen die contagiösen Krankheiten wahrscheinlich nicht zu ihrer Fort- pflanzung. Was nun endlich die in Mitte liegenden miasmatisch-con- tagiösen Infectionskrankheiten anlangt, welche v. Pettenkofer ectogene nennt, so besteht unzweifelhaft bei denselben ein or- ganisirter Infectionskeim, welcher gewöhnlich, wenn nicht immer, erst ausserhalb des menschlichen Körpers in der Localität jene in- fectiösen Eigenschaften erlangt, welche ihn dem Gesunden, durch die Luft oder mit Speisen und Getränken aufgenommen, verderblich machen. Der wesentliche Difi'erenzpunkt in den Ansichten der älteren und der neueren epidemiologischen Schule, repräsentirt durch die Namen von v. Pettenkofer und Koch, betrifft Wesen und Her- kunft des Infectionsstoffes. Die Differenz besteht darin, dass v. Pettenkofer den Infectionsstoff als ausschliesslich ausserhalb des menschlichen Körpers entstanden und localisirt auffasst, somit den Cholerakranken und was von ihm producirt wird als vollkom- men gleichgiltig für die Verbreitung der Krankheit aus der ätio-