Lehrbuch der gerichtlichen Medicin für Aerzte und Juristen : nach eigenen und fremden Erfahrungen / bearbeitet von Ernst Buchner.

Date:
1867
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Credit: Lehrbuch der gerichtlichen Medicin für Aerzte und Juristen : nach eigenen und fremden Erfahrungen / bearbeitet von Ernst Buchner. Source: Wellcome Collection.

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    § 31. Bei manchen Arten von gericiitlich-medicinischen Unter- suchungen ist die Anwesenheit einer Gerichtscommission unausführbar oder unzulässig. Solche gerichtlich-medici- nische Untersuchungen sind: a) die gerichtlich-chemische Untersuchung. Wird bei der Vornahme eines Augenscheins die Untersuclmng voifindlicher Stoffe nötliig, ob sie Gift enthalten und welclie, so geschieht diess durcli die chemische Untersuchung. Diese erfordert aber in der Kegel ein so lange dauerndes, Stunden, ja nicht selten Tage lang sich hinziehendes Verfahren, dass durch diese Zeit- dauer allein sclion die Anwesenheit einer Gerichtscommission unaus- führbar wird. Zudem fallen bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen jene Momente hinweg, welche die Anwesenheit einer Gerichtscommission bei gerichtlich-medicinischen Untersuchungen erspriesslich machen. b) Auch bei gerichtlich-mikroskopischen Untersuch- ungen ist die Gegenwart einer Gerichtscommission nicht wohl möglich — aus denselben Gründen, welche so eben bezüglich der gerichtlich-chemischen Untersuchung erörtert worden. In der Gerichtspraxis ist man von der Anwesenheit einer Gerichtscommission bei gerichtlich-chemischen und gerichtlich-mikroskopischen Untersuchungen zurück- gekommen, ungeachtet dieselbe zum Theil noch gesetzlich vorgeschrieben ist. Vgl. Bayer. StGB, von 1813. Thl. II. Art. 238. Abs. 2. (S. oben § 30.) § 32. c) Beider gerichtlich-psychologischen Untersuchung ist die Anwesenheit einer Gerichtscommission als zweckAvidrig unzulässig. Soll der geistige Zustand eines Individuums ärztlich untersucht werden, so muss solche Untersuchung auf eine Weise vor- genommen werden, dass der Untersuchte nicht gewahr wird, dass er Gegenstand der psychologischen Untersuchung ist, denn sonst wird sich sein geistiger Zustand in der Regel sogleich verändern und entweder sein Geisteszustand momentan sich bessern, so dass er weit besser erscheint, als er wirklich ist, oder er wird sich verschlimmern und der Untersuchte wird geistesbeschränkter erscheinen, als in Wirklichkeit der Fall ist. Unbemerkbar kann aber eine psychologische Untersuchung und Beobachtung nicht vor sich gehen in Gegenwart einer Gerichts- Commission. Nothwendigerweise muss das Mitauftreten einer solchen den Geisteszustand des zu Untersuchenden trüben und entweder momen- tane Erhöhung der Geisteskräfte oder Befangenheit und damit vorüber-