Ueber das Stottern / von J.A. Ssikorski ; ins deutsche übertragen unter der Redaction von V. Hinze.

  • Sikorskiĭ, I. A. (Ivan Alekseevich), 1842-1919.
Date:
1891
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Credit: Ueber das Stottern / von J.A. Ssikorski ; ins deutsche übertragen unter der Redaction von V. Hinze. Source: Wellcome Collection.

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    Paulus, und zwar bei Antyllus1) sich finden, welcher am Ende des 3. und im Anfänge des 4. Jahrhunderts drei Frenula, ein mittleres und zwei seitliche, unterscheidet, eine Verkürzung des mittleren hat, seiner Ansicht nach, einen Einfluss auf die Aussprache der Laute D, L, R, die der seitlichen aber auf die Laute P, Ph, K, Ch. Liest man die Originalei täte der Autoren über die Sprach- krankheiten, von Hippokrates bis auf Paulus von Aegina einschliesslich, so bemerkt man, dass die Lehre von den Sprach- störungen in den frühesten Epochen unserer Wissenschaft sich in zwei Richtungen entwickelt hat, die einen betrachteten die Sprachstörungen als äussere, eine chirurgische Behandlung er- fordernde, die anderen als innere Krankheiten; an der Spitze der ersten Ansicht steht Cornelius Celsus, Antyllus, Aetius und Paulus, an der Spitze der zweiten Hippokrates und Soranus, die Mitte hält Galenus inne. Die arabische Medicin hält sich im Allgemeinen an die Galenische Lehre von den Sprachstörungen, trägt aber viele Ein- zelheiten und praktische Bemerkungen hinein, welche die Er- klärung und die Weiterentwickelung der Frage darstellen. Bei Avicenna2) treffen wir zuerst auf eine Definition des Stotterns als einer Krankheit, welche durch die vielfache Wiederholung einer Sylbe vor dem Aussprechen des Wortes gekennzeichnet wird, ferner finden wir zuerst bei ihm deutliche Hinweise aut den erblichen Charakter der Stotternden, auf den Einfluss des Geschlechtes3) und des Alters4 5) und endlich Daten über die pharmaceutische Behandlung des Stotterns auf Grundlage von Angaben einiger Autoren, welche er namentlich anführt.3) In seinem Canon widmet Avicenna einige Capitel der Erweichung, d. h. der Lähmung der Zunge und spricht zuletzt von centralen Affectionen der Rede und der Stimme, dazu kommen noch an- dere, in seinen übrigen Werken zerstreute Bemerkungen, z. B. bei der Darstellung der Respirationskrankheiten, besonders aber bei den Affectionen der Stimme6 7); als therapeutische Maassregeln schlägt Avicenna ableitende Mittel, Schröpfköpfe, Vesicatore vor. In der europäischen mittelalterlichen Literatur1) werden die Sprachstörungen und deren Behandlung nur angedeutet, so z. B. 1) Oribase, Oeuvres compl. par Bussemaker et Daremberg. T. IY. p. 25. 2) Avicenna, lib. Canonis etc. Basileae 1556. 3) Idem, 1. c. Lib. III. fen. I. tract. IV. Cap. 18 p. 376 gegen Ende. 4) Idem, 1 c. Lib. III. fen. IV. Cap. 6. 5) Idem, 1. c Lib. III. fen. IV. Cap. 7 p. 452. 6) Idem. 1, c. Lib. III. fen. X. tract. III. Cap. VI. p. 487. 7) Ich hatte keine Erstdrucke zur Verfügung und blieb mir die Litte- ratur dieser Periode unbekannt.