Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten / von Ernst von Bergmannn.

  • Bergmann, Ernst von, 1836-1907.
Date:
1889
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Credit: Die chirurgische Behandlung von Hirnkrankheiten / von Ernst von Bergmannn. Source: Wellcome Collection.

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    erreicht. Ich verkenne es nicht, dass das ständige Ausströmen des Liquor auch den von aussen durch die nassen Verbandsiücke angezogenen und eindringenden Schädlichkeiten des athmosphärischen Staubes ein offenes Thor zu den Hirnkammern und den weichen Hirnhäuten schafft. Die Trockenheit der Verbandstoffe, welche eines der wichtigsten Hülfsmittel unserer Antiseptik ist, fällt hier fort, der Schutz der Wunde begegnet daher mehr Schwierigkeiten als sonst. Deswegen ist er, in dem Falle meiner Klinik, über welchen ich auf S. 139 berichtet habe, nicht gelungen, sondern mit der Zeit verloren gegangen. Indessen mit mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt haben wir in anderen Fällen die erwähnte Gefahr doch vermeiden können; so in zwei Verwundungsfällen meiner Praxis, in welchen beiden zweifellos der Ventrikel eröffnet war und Tage lang ganz colossale Massen von Cerebrospinalflüssigkeit die Verband- stücke durchtränkten. Noch mehr hat Hör sie y hierin geleistet, der bei seiner jüngst operirten Rückenmarksgeschwulst alle Schwierigkeiten dieses Ab- und Ausflusses zu bekämpfen gehabt hat. Nicht jeder Fall einer tuberculösen Peritonitis ist durch die Laparotomie geheilt worden. Was insbesondere bei meiner Ent- leerung des Seitenventrikels im Hirne und in den Hirnhäuten vorlag, von wo hier die Meningealtuberculose ausging und wie weit sie sich schon verbreitet hatte, als der Fall zur Operation kam, darüber fehlt jeder Aufschluss, da die Section unterbleiben musste. Wie im Gebiete der Hirnabscesse und der Hirngeschwülste, wie bei den Encephalocelen und der der Epilepsie die grössten Einschränkungen walten müssen, soll anders die Hirnchirurgie sich in der mechanischen Therapie ein Bürgerrecht erwerben, so wird auch nur in wenigen und auserwählten Fällen die operative Be- seitigung des Hirndruckes Verdienste um das Wohl des Kranken sich zu erwerben und damit eine berechtigte Stelle unter den mo- dernen Operationen sich zu verschaffen im Stande sein. Wenn die Devise unserer Hirnchirurgie viel Kritik und viel Vorsicht lautet, wird die weitere Arbeit an ihr eine glückliche und gesegnete sein und bleiben.